14.07.2014

Die Garrat setzt sich in Bewegung

Wir sind nun an dem Punkt angekommen, an dem die Funktionalität aller einzelnen Komponenten der Lok bereits erprobt ist. Fehlt also nur der Schritt alle Komponenten zusammenzufügen und die Funktion der Maschine im Ganzen zu überprüfen. Natürlich fehlen noch viele Details, aber es ist sinnvoll den Funktionstest vor Vollendung des Werkes zu machen, denn eine späte Rückkehr auf den "Operationstisch" könnte dazu führen dass viele dieser kleinen Details Schaden erleiden könnten, wenn durch irgendeinen Fehler noch gröbere Arbieten zu erledigen wären.
 
Also legen wir los! 

Im vorigen Kapitel haben wir bereits die Entstehung des Motors, der Beleuchtung und der Soundkomponenten beschrieben. All dies wurde provisorisch miteinander verbunden und überprüft, muss jetzt aber mit definitiven und gut versteckten Kabeln verbunden werden.
Wichig ist es in diesem Zusammenhang daran zu denken dass die Maschine in der Zunkunft auch gelegentlich etwas Pflege und Instandhaltung benötigt, un  deshalb ist es wichtig sie auch nach ihrem definitiven Zusammenbau in Ihre Grundkomponenten zerlegen zu können: Der Vorbau mit dem eingebauten Lautsprecher, das Führerhaus mit dem Kessel und der Hinterteil mit dem Motor und dem Digitaldekoder. Besonders wichtig ist die Zugänglichkeit des Motors, da dieser über Verschleissteile wie z. B. Kohlebürsten verfügt und auch manchmal etwas Schmierung benötigt. Das heisst, man muss die hintere Haube abnehmen oder zumindest so weit anheben können, dass man an diese Stellen herankommt.
Ich habe mich deshalb für eine Lösung entschieden die mir die komplette Trennung des Antriebes vom Rest der Maschine erlaubt. Um dies zu erzielen habe ich unter dem Führerhaus der Lok eine Miniatursteckerleiste montiert welche mir die vollständige elektrische Trennung des Antriebschassis vom Rest der Maschine ermöglicht. Auf diese Wiese kann man den Antrieb alleine prüfen oder sogar fahren lassen. Aus leidvoller Erfahrung weise ich aber darauf hin dass die offene Steckerleiste zu schützen ist um Kurzschlüsse und eventuelle Decoderschäden zu vermeiden.

 

Miniatursteckerleiste unter dem Führerhaus. Links der am Fahrgestell festgeklebte Schrumpfschlauch.

Die Schwierigkeit der Aktion besteht darin dass mindestens sechs Kabel, in meinem Fall wegen dem Raucherzeuger sieben, vom Decoder zur Steckerleiste geführt werden müssen ohne dass diese sichtbar sind und ohne die Bewegungsfreiheit der gelenkigen Maschine einzuschränken. Auch muss peinlich darauf geachtet werden dass keines dieser Kabelchen eingequetscht werden kann und so einen Schaden am Decoder erzeugt.
Deshalb habe ich nach einer Lösung gesucht um die Kabelchen zu führen ohne deren Bewegungfreiheit zu stören. Nach verschiedenen Fehlversuchen, die ich dem Leser ersparen möchte, habe ich mein Ziel durch die Verklebung von kleinen Stücken Schrumpfschlauch am Fahrgestell der Maschine erreicht. Zu meiner Überraschung lässt sich Schrumpfschlauch recht schnell und haltbar mit Sekundenkleber am Metallfahrgestell befestigen, und der Kleber beschädigt den Schrumpfschlauch nicht. Ebenfalls mit Schrumpfschlauch habe ich links und rechts vom Motor je drei Kabel am Motor vorbei bis zum Decoder verlegt. Die Verlegung der Kabel in einer kleinen Schlaufe trägt dabei erheblich zu deren Beweglichkeit bei. Der grösste Teil des Kaberwirrwarrs über dem Decoder ist durch die Verlegung der Schlaufen bedingt. 
Bei meinen Tests habe ich auch festgestellt dass zur Herstellung einer guten Masseverbindung zwischen dem Antrieb und dem Mittelteil eine leitende Verbindung notwendig ist, da sonst der Raucheinsatz nicht funktioniert, aber diese Verbindung hab ich unter Ausnutzung des mechanischen Gelenkes realisiert welches beide Teile verbindet. Später kommen wir noch auf dieses Detail zu sprechen.   


"Overbooking" im Inneren des hinteren Aufbaus, bedingt durch den Motor, den Decoder und viele Kabel. 

Die Verbindung des vorderen Aufbaus mit dem Mittelteil erfordert eine ähnliche Lösung, obwohl die Kabel weniger werden (2 für den Lautsprecher, 2 für rote bzw. weisse Beleuchtung und ein blauer Rückleiter). Auch hier funktioniert die Lösung mit den Schrumpfschläuchen gut, die sich hier zudem sehr gut hinter den Längsträgern unter dem Kessel verstecken lassen. Bedingt durch die Bewegungsgeometrie habe ich mich hier dazu entschieden die Kabel am vorderen Aufbau zu befestigen während deren Bewegungsspielraum sich im Kesselhohlraum des Mittelteiles befindet. Auch hier wurden wiederum kleine Schlaufen verlegt um die Bewegung zu ermöglichen.


Vordere Verbindung mit gut sichtbaren Schrumpfschläuchen zur Führung der Kabel.

Ist einmal alles verbunden und montiert kann man die Maschine auf dem Programmiergleis einem ersten Test unterziehen. Die Maschine begrüsst uns mit einem gut hörbaren Schnaufen aus dem Lautsprecher und die Beleuchtung der Maschine funktioniert korrekt auf beiden Seiten. Eine kleine Ausfahrt auf meiner Probestrecke, die stellenweise mit Radius I (360mm) ausgestattet ist bestätigt mir die korrekte Funktion aller Komponenten sowie die problemlose Durchfahrt der Maschine an den Stellen des engsten Radius. Das Ergebnis der Arbeit habe ich in ein paar kleinen Videos dokumentiert, die man unter dem folgenden Link anschauen kann:

Video der Jungfernfahrt der Garrat (in Vorbereitung).

Nachdem nun die gute Funktionalität der Maschine unter Beweis gestellt worden ist, kann ich an den Montagetisch zurückkehren um die Detailarbeit fortzusetzen.
Da fehlen zum Beispeil noch die kleinen Positionslaternen. In Lerida habe ich festgestellt dass die Laternen der Garrat identisch sind mit denen der Elektrolok der Serie 1004, ebenfalls im Eigentum der ARMF. Die 1004 gibt es als Modell von Elektrotren und steht in meiner Vitrine, also habe ich meine 1004 kurzerhand ihrer Laternchen beraubt und habe mir diese als Ersatzteile von Elektrotren neu bestellt. 

Die folgenden Fotos zeigen die beiden Frontpartien meiner Garrat mit den bereits montierten Laternen.



Frontpartie der Garrat, oben das Vorbild, unten mein Nachbau im Modell. 

Natürlich fehlen den beiden Stirnseiten weitere kleine Details der Originalmaschine, z. B. die Leitern, die Doppeltüre über der Pufferbohle im kombinierten Wasser/Ölbehälter oder die doppelte Nietenreihe über der Pufferbohle des vorderen Wasserbehälters. Ich habe mir diese Details mit feinstem Zehntelblech aus Messing hergestellt. Dabei graviert man das feine Blech zunächst von hinten mit der gewünschten Kontur und klebt es nach Fertigstellung an den gewünschten Platz an der Front und am Heck der Lok. Um eine gute Haftung zu erzielen sollten die zu klebenden Flächen mit 600er Schleifpapier vorbehandelt werden.



Heck der Garrat, oben das Original, unten mein Modell. Die Perspektive verzerrt das reale Foto.

Vergleicht man nun das Arbeitsergebnis mit den im Internet gefundenen Fotos der originalen Maschine 
kommt Zufriedenheit auf, obwohl ich zugeben muss dass meine Leitern über eine Sprosse mehr verfügen als die der Originalen - wer hat es gemerkt? Der Grund is einfach: Ich habe einfach keine Messingleitern mit dem richtigen Abstand auftreiben können, und wer einmal wie ich versucht hat die originalen Leitern mit dem grossen Trittabstand zu erklimmen, der wird vestehen können dass ich das Leben des Lokpersonals bei meinem Modell etwas einfacher machen wollte.

Mit Beeindigung dieser Arbeiten sind fast alle Details der Stirnseiten montiert, mit Ausnahme der elektrischen Verrohrung und der Haltewinkel für die Beflaggung de Lok. Für diese Dinge lassen wir uns aber noch etwas Zeit, denn es gibt noch viel Anderes zu tun.

Wie man auf den Fotos vom Original gut sehen kann sind für Umlauf und Front Rautenbleche verwendet worden, um zu vermeiden dass das Lokperosnal ausrutscht wenn es sich darauf bewegt. Ich habe mir ziemlich den Kopf zerbrochen wie ich das wohl hinkriegen könnte, und die unerwartete Erleuchtung kam mir als ich eine Tablette nehmen musste. Haben Sie sich schon einmal die Struktur der Blister von den Tabletten angeschaut? Die sehen fast genau so aus und die richtige Grösse der Rauten variiert von Hersteller zu Hersteller.
Alle bestehen aus einem Kunststoffteil und einem Aluminiumfolie, letztere öffnet man um die Tablette zu entnehmen. Die Plastikseite hat genau die Prägung die wir suchen, und diese kann uns als Form dienen. Den Rest macht der Cyanacrylatklebstoff.


Übertragung der Rautenform vom Blister der Tablettenpackung auf das zuvor blank geschliffene Metall,
auf welches reichlich Klebstoff aufgetragen wird. 


Ergebnis der ausgeformten Rautenstruktur nach dem vorsichtigen Abheben der Blisterform,
nach dem vollständigen Durchtrocknen des Klebers. 

Das gezeigte Ergebnis erzielt man mit grosszügigem Klebstoffauftrag auf der zuvor gereinigten und geschliffenen Metalloberfläche, Auflegen und Anpressen der Form. Für die Rundung ist auch der Blister in der seiner Form anzupassen, also ebenfalls zu runden. Man muss bei dem gesamten Prozess zweimal seine Geduld unter Beweis stellen:
- man muss die Form einige Minuten fest an das Metall pressen (z. B. mit Klammern)
- man muss mindestens eine Stunde oder mehr warten bis man erstmalig vorsichtig versuchen kann den Blister vom Metall abzuheben.
Wenn der Kleber gut durchgetrocknet ist fällt es relativ leicht den Blister mit dem Fingernagel anzuheben, denn der Kunststoff verbindet sich nicht gut mit dem Kleber.
Was dann übrigbleibt ist die Oberfläche mit der gewünschten Struktur auf dem glatten Trägerblech.
Nach dem Trocknen und Entfernen etwaiger Grate kann man die strukturierte Fläche ohne Probleme
bemalen.
   

Fortsetzung folgt....