01.06.2015

Die Garrat ist Realität geworden!

Nach etwas mehr als einem Jahr habe ich nun die Freude meine Garrat als funktionelle Lokomotive auf meiner Modellbahn präsentieren zu können, sagen wir zu 95% fertiggestellt. Wie es nicht anders sein kann habe ich mir per Internet die zugehörigen Wagen mit der "Lucky"-Dekoration beschafft, die meine Lok wie das Original fortan auf allen ihren Reisen begleiten werden (Die Bezeichnung Lucky kommt von er Ähnlichkeit der Wagenlackierung mit dem Design der gleichnamigen Zigarettenmarke in den achtziger Jahren). Hier kommt ein kleiner Vorgeschmack von der fertigen Maschine:


Foto der fertigen Garrat vor einem Wagen in Lucky-Dekoration.

Wie auch die weitere Fotos am Ende dieses Eintrags unter Beweis stellen macht die in Handarbeit entstandene Garrat eine gute Figur, und dies trotz der von mir eingegangenen Kompromisse um eine einwandfreie Funktion auf meiner Modellbahn zu garantieren, die in einigen Bereichen mit 360mm Radien aufwartet. Ich bin sehr zufrieden mit der Realisierung der Maschine, und es fasziniert mich sie in emsiger Bewegung auf den Gleisen zu sehen. Bis der Zustand auf dem Foto oben erreicht wurde war aber zunächst noch Einiges zu tun!

Aus ästhetischen Beweggründen habe ich auf die Montage einer Modellbahnkupplung an Vorderseite der Maschine verzichtet, aber natürlich musste ich eine Kupplung an deren Rückseite montieren um den Zugbetrieb zu ermöglichen. Das sah zunächst gar nicht so einfach aus, die Frage war welche Kupplung geeignet sein könnte und wie diese befestigt werden könnte. Aber manchmal braucht man auch etwas Glück, und die Probleme lösen sich früher als man gedacht hat.
In diesem Fall kam mir zugute dass ich mir bereits vor Jahren eine andere meiner "Sondermaschinen" baute, eine Doppeltraktion der famosen V200, so wie sie vor besonders schweren und langen Zügen gelegentlich zum Einsatz kam. Von diesem Umbau hatte ich noch Kupplungen übrig, und zu meiner grossen Überraschung passten diese perfekt zur Montage am selben Befestigungspunkt des hinteren Laufrades, ohne sie in Bezug auf die Bewegeungsfreiheit, die Höhe oder Länge anpassenzu müssen. Auch in engen Kurven kommt es nicht zu Problemen, und der Abstand zu den Wagen ist ausreichend klein. "Fall gelöst", sagte ich mir, und das Ergebnis kann man auf den Fotos sehen.

Foto der hinteren Pufferbohle mit der Modellbahnkupplungkupplung von oben.

Foto der hinteren Pufferbohle mit der Modellbahnkupplungkupplung von unten. Ebenfalls gut zu sehen ist das Messingprofil welches den Drehwinkel der Vorlaufachse und die seitliche Verschiebung der  Vorlaufachse begrenzt.

Es bleiben immer noch etliche kleine Details, die - zugegebenermassen - vielleicht nicht alle notwendig wären, die ich aber gerne angebracht habe um die Erscheinung meiner Garrat-Lokomotive noch etwas realistischer zu machen:
Die Führerstandsfenster habe ich mit Scheiben aus Polycarbonat hinterlegt, wie bereits auf Bildern zu sehen war.
Beide Pufferbohlen der Lok habe ich mit Zughaken, Ketten und Schäkel ausgestattet, ausserdem habe ich auf der Pufferbohle den aufgestellten Schläuche für die Heizung und die Bremsen montiert. Klappt man bei der hinteren Pufferbohle den Schäkel nach oben kommt man mit der Modellbahnkupplung darunter nicht ins Gehege, und im für den Fall eines Alleinbetriebs ist letztere schnell demontierbar.

Hintere Pufferbohle mit Griffstangen, Heizungs und Bremsschlauch und Schraubenkupplung 

Das Gelenk zwischen dem vorderen Fahrwerk und dem Lokkessel habe ich ähnlich wie bei einer Tenderbrücke mit einem (beweglichen!) Rautenblech abgedeckt welches ich aus einem Tablettenblister gewonnen habe.


Rautenblech welches die Bewegungen zwischen dem vorderem Triebwerk und der Lok zulässt.

Foto des eingebauten Rautenblechs, im Zwischenraum von Wasserkasten und Rauchkammertür. 
Gut zu sehen ist hier auch die einzige sichtbare Schraube im vorderen Fahrwerk. Löst man diese kann der vordere Wasserkasten von der Lok abgehoben werden.

In der Aussparung im vorderen Wasserkasten, vor der Rauchkammertür, habe ich Schaufeln und andere Dinge untergebracht, so wie diese auch auf den originalen Fotos (siehe April 2014) zu sehen sind. Alle diese Dinge stammen aus der Restekiste von irgendwelchem Figurenzubehör. Der blaue Wasserbehälter war mal ein Koffer, dessen Ausguss ist eine Kopf von einem Nägelchen.


Foto der nützlichen Utensilien im Freiraum vor der Rauchkammer im vorderen Wasserkasten.

Auch am hinteren kombinierten Wasser- und Ölbehälter der Maschine habe ich an allen Stellen die durch meine und andere Fotos dokumentiert sind die kleinen Sandbehälter angebracht, die der Lokführer von der Kabine aus aktivieren kann.
        
Foto der Sandbehälter auf der (in Fahrtrichtung) rechten Seite des hinteren Triebwerks.
Foto der Sandbehälter auf der (in Fahrtrichtung) linken Seite des hinteren Triebwerks.

Auch die Hebelaschen, die zum Abheben des Behälters vom darunter befindlichen hinteren Triebwerk dienen, sind aus feinem Messingblech hergestellt und am oberen Behälterrand angelötet. 
Zur Abdeckung der Öleinfüllöffnung auf der Behälteroberseite habe ich mir ein kleines Deckelchen aus Messing gemacht, welches sich leicht demontieren lässt. Diese Öffnung dient dem Zugang mit dem Schraubendreher, um den Behälter auch beim Modell demontieren zu können, um an den darunter befindlichen Motor zu gelangen. Die einzige sichtbare Schraube des hinteren Fahrwerkes ist ebenfalls gut zu erkennen. Auch beim Vorbild befindet sich etwa an dieser Stelle eine nicht näher definierte Haube.
Foto der Aufstiegsleitern, Hebelaschen und der Messing-Abdeckung der Öl-Einfüllöffnung.

Als lustiges Detail konnte ich es mir auch nicht verkneifen die - sicherlich improvisierte- Halterung für den Tonwasserkrug des Lokführers rechts hinter dem Führerhaus nachzubauen. Die Tonflasche selbst (spanisch: botijo) habe ich aus einem Stückchen Holz hergestellt. 


Foto der rechten Seite des der Maschine mit dem Lokführer in der Türe des Führerhauses, dahinter in einer Halterung die Tonflasche. Der Vergleich mit einem Bild welches ich zufällig im Internet gefunden habe ist ganz nett:


Das Führerhaus der Lok habe ich mit Figuren für den Lokführer und den Heizer bestückt. Ich habe diese im Angebot von NOCH gefunden, und sie sind sind ziemlich realistisch zur Darstellung des spanischen Lokpersonals.


Foto der linken Seite des der Maschine mit dem Heizer am Kabinenfenster. Die andere Hand hat er wohl am Ventil für die Wasserzufuhr?

Als eines der letzten Details habe ich noch die stählernen Trittstufen aus feinem Messingblech nachgebildet, welche den Aufstieg vom Hinterteil den kombinierten Öl- und Wasserkasten auf den Ölbehälter ermöglichen. Da es in diesem Bereich bereits unmöglich war zu Löten ohne etwas anderes dabei zu zerstören, habe ich diese Stufen schliesslich geklebt.
Die kleinen Haltegriffe auf den Ölbehälter konnte ich dagegen noch ohne Probleme verlöten, ebenso wie das Knickrohr zur Belüftung des Ölbehälters. Dieses Rohr hat die Funktion ein Vakuum im sonst während der Fahrt meist hermetisch verschlossenen Ölbehälter und damit ein Versorgungsproblem in der Feuerbüchse zu vermeiden. 

Foto des hinteres Teils des Wasserkastens von oben, mit Trittstufen, Haltegriffen und Belüftungsrohr. 

Zum guten Schluss habe ich dann auch noch an der hinteren Stirnwand des Wasserbehälters die kleinen Halterungen zur Aufnahme der Notbeleuchtung oder der Rangierfahnen angebracht, ebenso wie bereits am vorderen Wasserbehälter der Lok. Material und Herstellung der Halterungen sind identisch (Die ausführlich Beschreibung erfolgte im letzten Eintrag in diesem Blog).



Foto der fertigen hinteren Stirnwand der Lok, mit den Halterungen für die Notbeleuchtung.

Zum Schluss sind alle Teile zu lackieren. Wie bereits beim Vorderteil der Lok hilft das Bürsten der Messingteile und deren anschliessende Reinigung mit Alkohol (98%) die Haftung der Farbe zu verbessern. 

Fotos der fertiggestellten Garrat-Dampflok im Ambiente meiner Modellbahn:



Sicherlich könnte man die Arbeit an der Maschine noch eine Weile fortsetzen um sie weiter zu perfektionieren, denn jedes Mal wenn ich mir Fotos der Maschine betrachte fallen mir neue Details ins Auge, die man noch darstellen könnte (aber aus einem halben Meter Entfernung bereits nicht mehr sieht...). Augenblicklich bleibe ich daher bei dem was ich realisert habe und geniesse das Spielen mit der neuesten Kreation meiner "seltenen" Loks auf meiner Modellbahn. 
Wahrhaftig, eine Garrat im Original zu sehen ist bereits im Museum und bei kalter Maschine ein Ereignis, und in Bewegung unter Dampf umso mehr. Ein Quentchen dieser Faszination habe ich mir mit dem neuen Modell auf meine Modellbahn für zuhause mitgebracht, und auch dieses Quentchen beindruckt!
Wen es interessiert kann sich gerne meine Videos auf Youtube anschauen und sich von der Faszination anstecken lassen.

Wenn ich nun Resümee ziehe würde ich sagen dass seit Fabruar 2014 etwa 100 Stunden Arbeit und Freizeit in die Garrat investiert habe, und ausserdem etwa 250 Euro in Material. Etwa die Hälfte der Kosten davon ist auf die Spenderlok zu verbuchen, die BR 96, deren modifizierte Fahrwerke unter der Garrat stecken. Weitere 100 Euro habe ich für den ESU Lokdecoder V4.0 mit Sound und 5-poligem Anker für den Motor ausgegeben. Belässt man den originalen Digitalantrieb der Spendermaschine ist diese Investition natürlich nicht nötig, man hat dann halt keinen Sound und etwas schlechtere Fahreigenschaften.
Nochmal 15 Euro habe ich für den Rauchsatz ausgegeben, auch der ist nicht unbedingt notwendig. 

Mit anderen Worten: 
Ab ca. etwas mehr als 150 Euro kann man sich eine Garrat nach meiner Rezeptur selbst bauen, denn die Kosten für das zusätzliche Material betragen nicht mal 25 Euro. Bei der Berechnung dieses Budgets sind aber einige kühle Bier nicht enthalten, die zur Kühlung des Schweisses der Arbeit und zur Aufrechterhaltung der Geduld nötig sind.

Ich hoffe dass diese nun vollendete Geschichte meine Leser animiert sich auch selbst mal zu trauen eine einzigartige Maschine selbst zu bauen, die nicht in den Katalogen der Modellbahnhersteller zu finden ist. Man muss ja nicht gerade mit der Garrat beginnen, aber der historische Bestand Europäischer Bahnverwaltungen beherbergt noch viele interessante Loks, die bisher keiner gebaut hat. Wie meine Geschichte zeigt, helfen viele profane Materialien, die normalerweise im Abfall landen, bei der Konstruktion.
MUT! Es ist einfacher als man am Anfang glaubt!

11.03.2015

Finale Detaillierung der Garrat

Meine Garrat ist eigentlich fast fertig, fast. Tatsache ist dass eine Menge kleiner Details offen bleiben, besonders am Kessel der Maschine, die zwar nicht wichtig für die Funktion oder den Spielspass sind, mich aber irgendwie angerührt haben um den Realismus des Modelles zu erhöhen.
Ich gebe zu, vielleicht gehe ich zu weit bei einigen Details, und vielleicht übersteigt der Inhalt dieses Kapitels die Geduld und die Fingerfertigkeit des ein oder anderen Lesers.
Ich habe halt bei jedem Durchsehen meiner originalen Garrat-Fotos weitere Details entdeckt, und irgendwie musste ich die dann auch realisieren. Tatsächlich ging dies so weit dass ich zur Montage einiger der neuen Details einige vorher bereits montierte Komponenten noch einmal entfernen musste. Sehen wir uns das jetzt Schritt für Schritt einmal an:

Auf der rechten Kesselseite erscheinen auf meinen Fotos des Originals eine Menge feiner Kupferleitungen, die am Langkessel nach vorne geführt werden bis sie dort unter der Rauchkammer verschwinden. Am Anfang dachte ich nicht im Traum daran diese Leitungen zu reproduzieren, denn auf alten Fotos von schmutzigen Maschinen sieht man die überhaupt nicht.
Jetzt habe ich aber die gut gepflegte Museumsmaschine von ARMF in deren Werkstätten gesehen, und da springen einem die Kupferleitungen förmlich ins Auge.
Also fixierte ich mir Stecknadeln in einem Holzbrettchen und spannte zwischen den Nadeln Wicklungsdraht von einer ausgedienten Spule wie die Saiten einer Gitarre auf. Diese Gitarrensaiten habe ich dann untereinander mit schwarzem Nähgarn verbunden, so dass wie im Original eine Art Führung paralleler Rohre entsteht.
Nach Fertigstellung des Rohrpaketes habe ich die feinen Drähte und ihre Verästelungen behutsam mit Loctite am Langkessel der Maschine befestigt. Wie man bei Betrachtung des Fotos vemuten mag musste ich hierzu den bereits montierten Dampfservostellantrieb nochmal entfernen. Schaut man sich nun aber das Ergebnis auf dem Foto an, kann man wohl sagen dass mir die Operation ohne Schaden gelungen ist. 


Es gibt noch weitere Details die einem ins Auge springen: Auf beiden Seiten des Langkessels, unterhalb des Umlaufes, fallen Rohre auf die zur Wasserversorgung der Maschine gehören. Es gibt auch einige Verteiler und Ventile auf der rechten Kesselseite die vom Führerhaus bedient werden können.
Ich gebe zu dass der Nachbau dieser Teile eine Herausforderung für meine Wurstfinger war, denn einige dieser winzigen Teile messen nicht einmal einen Quadratmillimeter. Vielleicht ist diese Arbeit nicht Jedermanns Sache, deshalb halte ich die Beschreibung hier kurz und beschränke mich auf die Fotos. Lediglich die Abfolge einiger Arbeiten soll kommentiert werden, da diese zur korrekten Verlötung bzw. Verklebung der Teile kriegseintscheidend ist. 
Das benutzte Material ist in allen Fällen Profil, Blech oder Rohr aus Messing, und auch Kupferdraht kam zum Einsatz.


Verrohrrung auf der rechten Seite der Maschine, inclusive Steuerleitungen zum Führerhaus

Auch auf der linken Seite der Maschine gibt es Rohre welche den vorderen und hinteren Wasserbehälter mit dem Kessel vebinden. Und es gibt einen dicken, textilummantelten Schlauch der aus dem Umlauf der Maschine emporsteigt und bis zum Führerhaus geht. Der oxydierte Krümmer ist aus 3 Millimeter starkem Aluminiumblech hergestellt. Der Innenradius des Krümmers wurde vor Beginn der Arbeit mit einem 6 Millimeter-Bohrer im Blech perforiert. Die Gravierung auf dem Rohrkrümmewr wurde mit einem Minifräser mit dem Dremel erzeugt.


Verrohrrung auf der linken Seite der Maschine, inclusive Dampfleitung zum Führerhaus

Die rechteckigen Verbindungsflansche der Dampfleitung sind aus zwei Zehntel starkem Messingblech gemacht, welches vorher mit einem 2,5-Millimeter-Bohrer perforiert und erst danach mit einer Schere zugeschnitten wurde. Diese Arbeitsabfolge ist wichtig, denn andersherum geht das nicht.
Das Material für die textilummantelte Dampfleitung ist, wie bereits früher erwähnt, aus einem stoffummantelten Haargummi meiner Tochter gemacht, dessen Durchmesser etwa 2,5 Millimeter beträgt. Auch hier ist wichtig diesen bereits vor der Montage mehrfach mit Acrylfarbe im richtigen Ton behandeln.



Ebenfalls an der Originalmaschine gut zu erkennen sind Abzugsrohre und Pfeifen (?) unmittelbar hinter dem Schornstein. Ich kenne die Funktion dieser Bauelemente nicht, werde mich aber bei meinem nächsten Besuch im ARMF-Museum schlaumachen.  




Hinzu kommt ein Rohr welches vom Generator der Maschine kommt, der hier auf dem Bild bereits auf dem linken vorderen Umlauf der Maschine montiert ist, von wo das Rohr bis zum Schornstein aufsteigt. Im Foto ist es das Rohr welches auf dem halben Weg nach oben die Farbe welchselt und sich oben angelangt ganz eng an den Schornstein schmiegt.


Nach den Arbeiten am Mittelteil wenden wir uns jetzt wieder den Vorbauten der Maschine zu. Sowohl am vorderen Wasserbehälter als auch am hinteren Wasser-/Öl-Behälter sind Sandbehälter angebracht. Am Vorderen Wasserkasten sind diese seitlich und an de Stehwand zur Rauchkammer angebracht.
Ich habe mir die Behälter aus 1,5 Millimeter starkem Aluminiumblech gemacht, das lässt sich wesentlich leichter bearbeiten als das Messing. Die Sandrohre dagegen sind aus Messingrohr von 1 Millimeter Durchmesser. Anfänglich versuchte ich die bereits zugefeilten Sandbehälter mit dem Bohrer zu perforieren, was mir aber gründlich misslang und mit dem Sandbehälter im Abfall endete.
Schliesslich führte die Methode mit der Säge vorsichtig an deren Rückseite eine Längsnut einzubringen und die Massingrohre darin zu verkleben zum gewünschten Erfolg und heutigem Aussehen der Sandbehälter. Auch die obere ovale Einfülloffnung des Sandbehälters gehört zu demselben Messingrohr, nur dass dieses auf dem letzten Millimeter behutsam mit der Zange flachgedrückt wurde.
Wie man auf dem Foto sieht ist es recht schwierig von Hand vier gleiche Sandbehälter zu fertigen, jedoch fallen die kleinen Dimensionsunterschiede nach Montage an der Maschine nicht mehr auf. 


Fertige Sandbehälter zur Montage an der Maschine.

Auf den nächsten Fotos sieht man die bereits an der Maschine montierten Sandbehälter, die angeklebt wurden. Die feinen Leitungen die nach unten weggeführt werden sindaus fünf Zehntel starkem Messingdraht, und die noch feineren Leitungen zur Betätigung der Ventile sind aus zwei Zehntel starkem Messingdraht. Letzterer ist im Laden kaum zu bekommen, wird aber oft als feines Netz zur Umgarnung von Weinflaschen verwendet, welches man lediglich vor dem Abfalleimer retten muss.




Die hinteren Sandbehälter sind an der dampfkammerseitigen Stehwand des vorderen Wasserkastens befestigt. Sie haben eine charakteristische Form, da sie dem halbrunden oberen Abschluss des Wasserkastens folgen. Dies ändert aber nichts an deren grundsätzlich identischen Herstellung wie bei den zuvor gezeigten seitlichen Sandbehältern. 


Auch auf den Fotos gut zu erkennen sind die bisher noch nicht angesprochenen Haltelaschen an der oberen Aussenhaut des Wasserbehälters, die dazu dienen um diesen bei Bedarf von den darunter befindlichen Triebwerk der Lok abzuhaben. Die Blechösen sind aus zwei Zehntel starkem Messingblech gemacht, und in Anbetracht der winzigen Dimensionen ist es wieder nötig die 1,5 Millimeter starken Bohrungen der Ösen zuerst zu machen und anschliessend das Blech auszuschneiden. Wie beim Original sind die Haltelaschen ganau über der Nietenreihe angebracht welche die Stehwand darunter mit der Aussenhaut verbindet.


Auf der Pufferbohle und dem vorderen Umlauf ist eine Fräsung zu erkennen die schliesslich den Umlauf perforiert. Dies ist die Vorbereitung zur Montage der Rohre und Schläuche für die Bremse und die Heizung, genau so wie an der originalen Maschine. Auf dem nächsten Foto kann man diese Details bereits montiert und lackiert sehen, die Schläuche stehen sozusagen senkrecht auf der Pufferbohle.
Ebenfalls gut zu sehen ist dass die Aufnahme während der finalen Lackierung des vorderen Wasserkastens entstanden ist.


Um die Haftung der Lackierung auf dem Messinguntergrund zu verbessern wurde der gesamte vordere Wasserbehälter behutsam mit einer feinen rotierenden Stahlbürste (im Dremel) aufgerauht und anschliessend mit 98%tigem Alkohol gereiningt. Um weiteren Details der Originalmaschine gerecht zu werden wurden hier auch bereits die feinen Haltestangen aus 0,3 mm starkem Stahldraht montiert. Die auch beim Original vorhandene rote Kugel am oberen Ende der Stangen habe ich durch Eintauchen des Drahtes in frischen Zweikomponentenkleber gemacht (Typ Stabilit Express), die Kugelform ergibt sich durch die Oberflächenspannung des Klebers und die Schwerkraft von selbst, wenn man den Draht kopfüber trocknen lässt. 
Das letzte noch zu erklärende Detail sind die kleinen Halteeinrichtungen für die Notbeleuchtung und Rangierfahnen, rechts und links vom oberen Hauptscheinwerfer am Behälterrand.
Ich habe diese Blechhalterungen aus 0,2 mm starkem Messingblech wie die Originale gebogen und gefaltet. Wichtig für diese Operation ist es zurerst zu falten und dann erst (mit einer scharfen Schere) zu schneiden, denn umgekehrt kommt Mist heraus!
Das Rohr für die Halterung ist aus 1 mm starkem Messingrohr gemacht und wird zuerst im richtigen Winkel auf das Halteblech aufgelötet und dann erst weiter bearbeitet. Auch hier gilt: umgekehrt geht's nicht!.
Wenn das winzige Röhrchen ordentlich sitzt kann man die kleine Nut einfräsen (Dremel) und mit der Zange und mit viel Gefühl das untere Ende des Röhrchens flachdrücken. 
Auf dem nächsten Foto ist der bereits fertig montierte und lackierte vordere Aufbau gezeigt (mit Ausnahme des Hauptscheinwerfers). Gut zu erkennen sind jetzt die Rot abgesetzten Halterungen für die Notbeleuchtung bzw. die Rangierfahnen und die Haltestangen mit ihrem roten Kugelkopf.
Man kann also so langsam die echte Garrat im Modell erahnen.


Nachdem nun der vordere Aufbau fertiggestellt ist wenden wir uns wieder dem Kessel der Lok zu. Was noch fehlte war die Kesseltüre von unerwünschten Details der Spenderlok zu befreien (wie z. B. das Lokschild) und sie mit den Details des Vorbildes der Garrat auszustatten. So ist da zum Beispiel die Rauchkammerverriegelung, bestehend aus Rad und Verschlusshebel. Das Rad habe ich mir nachvergeblicher Suche aus 0,5 mm dickem Draht selbst gemacht, ebenso wie seine Drehachse. Den Verschlusshebel aus 0,8 mm starkem Rundmaterial habe ich mit einer winzigen Hülse aus 1 mm dickem Rohr verlötet, sodass sich der Hebel auf der Radachse auch drehen lässt. Ebenso auf dem nächsten Foto zu erkennen sind die 0,5 mm starken Löcher in der oberen Stirnwand des Kessels für die zukünftige Befestigung eines halbmondförmigen Handlaufes.


Die Verriegelung der Rauchkammertüre mit ihrem langen Verschlusshebel (in Rot) ist hier bereits lackiert und montiert. 
Trotz der Lackierung habe ich darauf geachtet dass sich die kleinen Teile auch danach noch problemlos bewegen lassen. Jetzt ist auch der halbmondförmige Handlauf bereits montiert, den ich aus 0,3 mm starkem Stahldraht gemacht habe. Dessen Halteschlaufen, links und rechts vom Kesselscheitel, habe ich aus 0,1 mm starkem Wicklungsdraht von einer ausrangierten Spule gemacht. Um auch hier fertig zu werden fehlt lediglich die Lackierung des Handlaufes.


Wenden wir uns jetzt wieder dem zentralen Teil der Maschine zu, hier der Blick auf die rechte Seite des Langkessels: Wie man auf dem Foto gut erkennen kann, sind die Lokschilder bereits am Führerhaus montiert. Auch das dicke Verteilerrohr für den Dampf ist nun montiert, welches die Dampfmaschine mit der Speisewasservorwärmung und der Kabine verbindet.
Noch unlackiert ist hier die rechteckige Stellstange für den Dampfservoregler. Sie ist aus 0,5 mm starkem Messingdraht gemacht der mit vorsichtigen Hammerschlägen rechteckig verformt wurde.


Wie man auf dem nächsten Foto in der Vergrösserung besser erkennen kann sind die Kabinenfenster bereits verglast. Hierzu diente Blistermaterial aus Policarbonat von Verpackungsresten. Als schönes Detail stechen die Lokschilder hervor.



Oberhalb der Rauchkammertüre sind rechts vor dem Schornstein, rechts und links vom Kesselscheitel zwei "Fühler" zu sehen, es könnten Ventile sein, aber ich bin mir der Funktion dieser Elemente nicht sicher. Sie sind auf einem rechteckigen Sockel befestigt, der wiederum auf einem ebenso rechteckigen Blech sitzt, welches an der gerundeten Aussenhaut des Kessels befestigt ist.  
Diese Details sind recht charakteristisch für die Maschine was mich bewog diese auch im Modell zu reproduzieren. Jedes dieser Elemente ist mit 4 Schrauben am nächsten befestigt. 
Im Hinblickauf die Geometrie der Ventile sind diese in drei Teilen zu reproduzieren: Der zylindrische Teil des Ventils, den ich mir mit Hilfe des Dremel und einer Feile aus einem 1,5 mm starkem Messingdraht "gedreht" habe, und zwei rechteckige Bleche aus Messing. Die Schraubenköpfe habe ich wie bereits beim vorderen und hinteren Aufbau der Maschine von der Rückseite des Bleches mit einer Nadel graviert. Zur Befestigung der Ventile auf der Dampfkammer habe ich Löcher von 0,8 mm in die Aussenhaut gebohrt. 
Wiederum gilt dass die Teile so klein sind, dass die Abfolge der Arbeiten eine existenzielle Rolle spielen: Zuerst die Gravur, dann die Bohrung in der Mitte des Blechs (die Gravur im Zentrum dient der Zentrierung beim Bohren), und erst wenn dies gut gelungen ist schneiden wir das winzige Stückchen Blech mit einer scharfen Schere aus!
Auf dem nächsten Foto kann man ein Stückchen Blech mit der eingebrachten Gravur sehen, und obwohl es sich hier um eins der misslungenen Teile handelt wird, denke ich, die Wichtigkeit der Arbeitsabfolge verdeutlicht, denn dieses Teil misst nur etwa 3 mal drei Millimeter.


Die beiden rechteckigen Messingbleche werden miteinander verlötet. Eine Stecknadel dient uns hierbei als Zentrierung in der Bohrung der Bleche. Anschliessend werden die Bleche behutsam verformt, am Besten mit dem Rund eines Schraubenziehers und auf einem Radiergummi liegend, um die Rundung der Aussenhaut der Dampfkammer nachzuformen. Schliesslich montiert man alle Teile auf der Dampfkammer, jetzt dient der zylindrische Teil der Ventile als Zentrierung und als Befestigungszapfen in der Aussenhaut. Wenn alles richtig sitzt (zur Optimierung der Symmetrie dreht man die Teile solange bis die Abstände zum Schornstein und zur Vorderkante der Rauchkammer in etwa identisch aussehen), kann man die Teile mit Loctite verkleben. Das Resultat der Arbeit kann man sehr gut auf dem nächsten Foto bewundern, da die Teile hier noch nicht lackiert sind.


Bei weiterer Betrachtung von Fotos der Originalmaschine bemerkt man, zwischen dem System zur Speisewasservorwärmung und der Kabine, auf dem Kesselscheitel, drei weitere ventilartige Bauelemente aus Bronze oder Messing, deren Funktion ich auch nicht kenne. Trotzdem habe ich mich zum Nachbau dieser Teile im Modell entschieden damit dieser Teil des Modells bei sonst so schöner Detaillierung nicht so nackt bleibt.
Die drei Löcher von 0,5 mm auf dem Kessescheitel waren schnell gebohrt, von denen die beiden vorderen auf 1 mm Durchmesser erweitert wurden.
Betrachtet man die Geometroie der beiden vorderen Teile (wie kleine Glöckchen oder Zwiebelform), wird schnell klar das man das ohne Drehbank und ohne geeignetes Rundmaterial nicht so leicht machen kann. Also entschloss ich mich die Teile aus konzentrischen Rohren und einer massiven Messingdrahtseele von 1mm Durchmesser zusammenzusetzen. Die "Glocke" habe ich aus Messingrohr vom 3 mm Aussendurchmesser gemacht, in dessen Inneren wiederum ein Rohr von 2 mm Aussendurchmesser steckt, in dessen Inneren der massive Draht montiert wird. So setzt sich jedes der Glockenventile aus drei Teilen zusammen, die mit Zinn untereinander verlötet werden müssen. Für diese Arbeit ist es am Besten die Drahtseele in einem Loch von 1 mm Durchmesser in einem Stück Holz zu befestigen und dann zuerst das dünnere und zum Schluss das dickere Rohr zu montieren und zu verlöten. Dabei ist es sinnvoll immer einen Millimeter kürzer zu werden (das dünne Rohr 1 mm kürzer als die Seele, das dickere Rohr 1 mm kürzer als das Dünne), damit man es anschliessend leichter hat die Glockenform herzustellen. Letztere erzielt man wenn man das Teil mit der Drahtseele in den Dremel einspannt und vorsichtig mit einen Halbrund- oder Rundfeile der Drehbewegung des Dremel entgegenarbeitet. Auf dem nächsten Foto ist das Ergebnis zu sehen, meines Erachtens gar nicht schlecht gelungen ohne Drehbank. 


Die Arbeit für das dritte Teil, die Pfeife (?), die unmittelbar vor der Stirnwand des Führerhauses sitzt, ist etwas leichter: Man schneidet sich ein Stückchen Messingrohr von 1 mm Durchmesser und 4 mm Länge und entgratet die Enden fein säuberlich. Die eine Seite verschliesst man dann mit einem Tröpfchen Zinn. Die andere Seite lässt man offen um ein Stück Stahldraht von 0,5 mm Durchmesser einzuführen, der als Fuss für das Teil dient. Stahldraht habe ich hier gewählt um die Stabilität des winzigen Teils zu gewährleisten, denn 0,5 mm starker Messingdraht ist sehr schnell verbogen und bald abgebrochen. Die beiden Teile vebindet man mit Sekundenkleber, und ebenfalls mit Loctite wird das Teil im Lokkessel montiert.
Auf dem nächsten Bild kann man alle Teile auf dem Kesselscheitel montiert bewundern. Da auch die originalen Teile aus Bronze oder Messing sind, wird hier auf eine Lackierung verzichtet.


Als eines der letzten Details sind die Ketten und diese an der Pufferbohle zu montieren. Hier habe ich mich, was die Ketten selbst und die Haken angeht, aus einem Zubehörbeutel der Mikados von Electrotren bedient. Das Plastikteil zur Montage der Ketten an der Elektrotrenlok habe ich aber durch eine selbstgemachte Öse aus Stahldraht von 0,3 mm Durchmesser ersetzt, da das Kunststoffteile nicht sehr solide ist. Ketten und Ösen miteinander zu montieren ist wirklich ein Geduldsspiel unter der Lupe! Mit der endgültigen Montage der Ketten an der Maschine warten wir bis zum Schluss aller Arbeiten.


So sind z. B. vor den Ketten noch die Lokschilder an beiden Pufferbohlen der Maschine anzubringen. Die Schilder selbst habe ich wie die Kabinenschilder von meinem Freund Rafael Sanchez bekommen, der über die geeigneten Mittel zu deren Herstellung verfügt. 

Bald geht es weiter....

.... als Bonbon für meine Leser hier schon mal ein Foto von der finalen Erprobung der Garrat. Die hintere Abdeckung ist vorsichtshalber noch nicht montiert und einige Details sind noch nicht lackiert,
aber ich denke das Foto lässt bereits gut erahnen wie wohl das fertige Modell aussehen wird!